Nov. 2018
Sonnenstrom wandert in die Cloud
Bürgersolar Ebsdorfergrund eG setzt innovative Idee auf dem Dach der Dreihäuser Feuerwehr um.
Ende Oktober stellte die Bürgersolar Ebsdorfergrund eG ihr neuestes Vorhaben der Öffentlichkeit vor. Die 37 Mitglieder zählende Genossenschaft erweitert ihre Sonnendächer um ein weiteres Projekt. Das Bürgerzentrum Dreihausen, die Kindergärten Dreihausen, Beltershausen und Rauischholzhausen sowie die Filiale der Raiffeisenbank eG in Ebsdorf wurden seit der Gründung der Bürgersolar Ebsdorfergrund eG im Jahr 2011 bereits mit Photovoltaikanlagen ausgestattet.
Neue Stromlösung hält Einzug in den Grund
Der Bau neuer Anlagen macht sieben Jahre nach der Genossenschaftsgründung nur noch Sinn, sofern man den erzeugten Strom selbst verbraucht. Dies soll bei dem aktuellen Vorhaben voll und ganz gewährleistet sein. Auf dem Dach des neuen Feuerwehrgerätehauses in Dreihausen wird diesen Monat eine 60 Kilowattpeak große Anlage montiert. 50000 Kilowattstunden (kWh) Stromertrag werden von dem 85 000 Euro schweren Investment erwartet. „So viel Strom verbraucht doch kein Feuerwehrhaus“, ist hier der erste Gedanke. Das stimmt wohl. Darin liegt nämlich die Raffinesse des Vorhabens. Denn die Geschäftsräume der Raiffeisenbank sowie die Gemeindeverwaltung in Dreihausen sollen von diesem Dach aus ebenfalls versorgt werden. Auch das klingt abenteuerlich. Aber es geht. Rund zwanzig Vertreter*innen der Gemeindevertretung, des Gemeindevorstandes sowie interessierte Bürger*innen waren bei der Vorstellung des Novums im Feuerwehrhaus anwesend.
Stromspeicher wird im Winter vom Konto gefüllt
Manfred Peschke von der Peschke Energietechnik Marburg, der die Anlage installiert, erklärte die Projektdetails. Bisher war es üblich, dass nicht verbrauchter Strom einer Photovoltaikanlage in das Stromnetz des zuständigen Versorgers eingespeist wurde. Jetzt bietet der Markt die Möglichkeit diese Strommenge – die zu 75 Prozent in der Sommerzeit produziert wird, in der man sie am wenigsten braucht – virtuell in einer Cloud zu speichern. Von dort ist sie dann abrufbar, um im Herbst und Winter den Stromspeicher füllen zu können. Dieser wiederum ist Voraussetzung für das Modell.
Die Stromrechnung schreibt die Genossenschaft
Im aktuellen Beispiel wird die Bürgersolar Ebsdorfergrund eG der Stromlieferant für das Feuerwehrhaus sowie die Raiffeisenbank. Die Genossenschaft verkauft die Kilowattstunde für zwei Cent weniger als am Markt üblich. 20000 kWh soll das Feuerwehrhaus abnehmen und 30000 kWh werden voraussichtlich in der Bank sowie dem Verwaltungsgebäude benötigt. Dieses Geschäft ist für die Bürgersolar profitabel. Die Summe der getätigten Ausgaben soll in den kommenden zwanzig Jahren als doppelter Gewinn auf das Konto der Genossenschaft fließen. An Kosten fällt ausschließlich eine monatliche Cloudgebühr an. Damit werden beide Gebäude autark versorgt und es soll nie mehr anderer Strom benötigt werden. Sollte es dennoch einmal zu einer technischen Störung kommen, tritt immer automatisch der zuständige Netzbetreiber ein.
Energieziel rückt näher
Bürgermeister Andreas Schulz freute sich in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgersolar Ebsdorfergrund eG über das schlüssige und profitable Geschäft. „Damit kommen wir dem Energieziel der Gemeinde ein großes Stück näher“, betonte er in seiner Funktion als Bürgermeister, der jetzt günstigen Strom für die Feuerwehr einkauft. „Wir möchten damit ein Leuchtturmprojekt initiieren und in Sachen Energiewende Farbe bekennen“, sagte Aufsichtsratsmitglied Michael Nagel.
Oberhessische Presse Jan. 2014
Solargenossen ernten sechs Prozent
Bürgersolar Ebsdorfergrund blickte auf positive Entwicklung der Genossenschaft
Neue Solaranlagen rentieren sich nur bei entsprechendem Eigenverbrauch. Ein neues Geschäftsfeld könnten Windkraftanlagen sein. So die Bilanz der letzten Jahreshauptversammlung.
von Martina Becker
Dreihausen. 20 Mitglieder mit 191 Geschäftsanteilen trugen die Genossenschaft bei Ablauf des Geschäftsjahres 2012. Ihre Bilanzsumme umfasste rund 176 000 Euro. Die Eigenkapitalquote lag bei rund siebzig Prozent, informierte der Vorstand Friedhelm Kemper. Er lobte, dass dies eine hohe Identifikation mit dem Genossenschaftszweck bezeuge und obendrein die Wirtschaftlichkeit fördere.
Investiert wurde bislang in fünf Projekte. Strom wird auf den Dächern des Bürgerzentrums Dreihausen, den Kindertagesstätten Fliegenpilz und Sonnenschien in Dreihausen und Beltershausen, sowie dem Kindergarten Rauischholzhausen und der Raiffeinsenbankfiliale in Ebsdorf produziert. Die letzten drei nahm die Genossenschaft im Jahr 2012 in Betrieb. Weitere Anlagen seien denkbar, aber nur unter der Maßgabe, dass die Stromeigenabnahme bei mindesten vierzig Prozent liege, erklärte Kemper. Nur dann sei die Anlage rentabel, meinte der Vorstand. Praktiziert wird dies bereits mit dem Strom der Anlage auf dem Dach der Raiffeisenbank eG in Ebsdorf, sowie den Kindergärten in Beltershausen und Rauischholzhausen. So wie die Genossenschaft aktuell aufgestellt ist, lohnen sich die Einlagen der Genossen. „Sollte die erwartete Entwicklung eintreten, ist beabsichtigt der Generalversammlung für das Jahr 2013 eine Ausschüttung von fünf bis sechs Prozent vorzuschlagen“, sagte Kemper. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Bürgermeister Andreas Schulz Bürgermeister Schulz machte den Mitgliedern Geschmack auf ein neues Investitionsfeld. Er berichtet ausführlich über die geplanten Windkraftanlagen zwischen Leidenhofen und Winnen. Die Kosten für diese zwei Windräder lägen bei zirka zehn Millionen Euro. Diese sollen nach zu 49% von kommunalen Trägern und zu 51 % von privaten Investoren aufgebracht werden. „Es wäre denkbar, dass hier eine Beteiligung unserer Genossenschaft erfolgt“, sagte Schulz. Der dort erzeugte Strom soll in das „GrundNetz“ eingespeist werden. Die Idee wurde von der Versammlung mit Interesse aufgenommen. Einig war man sich, dass bei einer solchen Entscheidung die Lage der Subventionszahlungen beachtet werden müsse. Bei Ausweitung auf dieses Geschäftsfeld, ist auch die Aufnahme neuer Mitglieder wieder denkbar.
Oberhessische Presse Dez. 2011
Genossenschaft setzt auf Rendite aus umweltfreundlicher Energie
Bürgersolar-Ebsdorfergrund eG nahm im alten Jahr die ersten Photovoltaikanlagen in Betrieb
Auf den Dächern von Dreihausens Bürgerzentrum und Kindertagesstätte wird zukünftig Strom für etwa 16 Familien produziert. Mit der offiziellen Einweihung erfolgte der „Startschuss“ für die Bürgersolar-Ebsdorfergrund eG.
von Martina Becker
Dreihausen. „Wir wollen mit der Bürgersolar Ebsdorfergrund eG ein Zeichen für die Zukunft im Bereich umweltfreundliche Energien in der Region setzen“, sagte Friedhelm Kemper, Vorstand der Genossenschaft sowie Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Ebsdorfergrund anlässlich der Einweihung der ersten Photovoltaikanlagen am Freitagnachmittag. Um diese bauen zu können, wurden von der Genossenschaft die Dächer von Bürgerzentrum und Kindertagesstätte angemietet. Die darauf installierten Anlagen umfassen eine Größe von 56,4 sowie 27,6 Kilowatt-Peak (kWp). Die Jahreseinspeisung wird zusammen rund 63000 Kilowattstunden betragen. Das wiederum heißt, dass der Jahresstrombedarf von 16 Familien gedeckt werden kann. Investiert habe die Genossenschaft 150000 Euro, informierte Kemper. Diese wurde im Juli 2010 gegründet und hat aktuell zwanzig Mitglieder. Die Aufnahme weiterer stehe bevor, da das Interesse groß sei, kündigte der Vorstand an. Mitglied werden kann „jeder“ bereits mit einer Zeichnung von 500 bis maximal 15000 Euro. Auch ist jedes Mitglied, unabhängig von der Höhe seiner Kapitalbeteiligung stimmberechtigt. Gerade dies schütze vor einer Dominanz Einzelner und sichere das Gemeinwohl sowie die Unabhängigkeit von externen Interessen, so Kemper. Die Bürgersolar-Ebsdorfergrund, die aus einer Initiative der Raiffeisenbank Ebsdorfergrund sowie der Gemeinde Ebsdorfergrund entstand, sieht sich als eine Bündelung der Kräfte von Bürgern, Kommunen, Unternehmen und sonstigen Institutionen. Mit den Projekten soll nicht nur die Attraktivität der Region als Wirtschafts- und Wohnstandort gesteigert werden, sondern auch eine direkte Förderung der regionalen Wirtschaft erfolgen. Eine Selbstverpflichtung der Genossenschaft ist daher auch, die Aufträge ausschließlich an heimische Firmen zu vergeben. Die Anlagen der Bürgersolar wurden von der Firma 3U Solar Systemhandel AG aus Marburg gemeinsam mit den Firmen Greif GmbH & Co.KG und Gerd Weiershäuser-elo-tec aus Lahntal umgesetzt. Bürgermeister Andreas Schulz betonte in seiner Funktion als Aufsichtsrat-Bevollmächtigte der Generalversammlung der Genossenschaft, dass mit diesem „Gewinnermodell“ jeder in der Region nur profitieren könne. Auch für das „ambitionierte“ Ziel der Gemeinde bis 2020 energieautark zu sein, sei die Bürgersolar-Ebsdorfergrund eG ein ganz wichtiger Baustein, so Schulz. Noch drei weitere kommunale Dächer, die der Kindertagesstätte in Beltershausen, sowie der Feuerwehrhäuser in Dreihausen und Heskem wird die Gemeinde an die Genossenschaft vermieten. Damit können über das genossenschaftliche Modell weitere Photovoltaikanlagen gebaut werden, die den Mitgliedern eine „attraktive“ Rendite versprechen. Nicht nur kommunale, sondern auch gewerbliche oder private Dächer möchte die Genossenschaft so erschließen. „Wir möchten die Besitzer ermuntern, diese der Bürgersolar-Ebsdorfergrund anzubieten“, so der Bürgermeister. Um die Leistung der neuen Anlagen für die Bürger sichtbar zu machen, soll eine Schautafel am Bürgerzentrum sorgen. Über die technische und optische Ausführung der Anlage zeigten sich die Auftraggeber sehr zufrieden. „Auch ästhetisch passt sich die Anlage hervorragend an die Architektur des Daches an“, betonte Kemper. Ortsvorsteher Lothar Heidt meinte, dass mit dieser Anlage das Konzept des Bürgerhauses, das vergleichsweise sehr wenig Energie verbrauche, komplettiert werde.
Informationen zur Bürgersolar Genossenschaft: www.bürgersolar-ebsdorfergrund.de
Foto. Lothar Heidt, Paul Mc Lean (Firma. 3 U), Bürgermeister Andreas Schulz, Gerd Weiershäuser Firma Elo-Tec , Michael Riehl Vorstand der 3U Solar Systemhandel AG, Friedhelm Kemper, Frank Greif Firma Greif GmbH & Co.KG